Am 7. Oktober 1999 kam ich als winziges Bündel Mensch auf diese Welt – ohne Bedienungsanleitung, ohne Gebrauchsanweisung, aber mit einer guten Portion Neugier und ein paar (vielen) lauten Schreien. Seitdem habe ich mich durch das Leben gekämpft und improvisiert, bin gestolpert, hab gelacht, geweint, und dabei so manches gelernt. Manche Lektionen kamen ganz leise daher, wie ein freundliches zwinkern des Schicksals. Andere hingegen donnerten wie eine Blitzschlag auf mich herab, aber naja, wer hat schon gesagt, dass das Leben immer so „nett“ sein würde?
Jetzt stehe ich hier, kurz vor meinem 25. Geburtstag – ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel (quite literally, *IYKYK) und einer Menge Geschichten im Gepäck. Und was macht man mit all diesen Erfahrungen? Natürlich, man teilt sie! 🫶🏼 wenn ich eines gelernt habe, dann ist es, dass geteiltes Wissen doppeltes Wissen ist (oder so ähnlich).
Dieser Blogpost ist also meine ganz persönliche Sammlung von Lebensweisheiten, die ich in den letzten 24 Jahren gesammelt habe. Einige davon sind die guten alten Klassiker, die du vielleicht schon von deiner Oma gehört hast. Andere sind eher moderne Erkenntnisse aus der Kategorie „Das hätte mir auch früher jemand sagen können“. Aber egal, ob alt oder neu – sie alle haben mich geprägt, mir geholfen, aus meinen Fehlern zu lernen, und mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin.
1. Der Mythos des problemlosen Lebens
Lange Zeit habe ich an diese verlockende Vorstellung geglaubt: Irgendwann, vielleicht wenn ich meinen Traumkörper, die perfekte Beziehung finde oder endlich all meine Ziele erreicht habe, würde das Leben zur Ruhe kommen. Ein ✨magischer✨ Moment, in dem alle Puzzleteile an ihren Platz fallen und ich endlich „ankomme“. In meiner Vorstellung war dieser Punkt das Ende aller Sorgen, eine Art Zen-Zustand, in dem keine Probleme mehr existieren und ich nur noch durch die Blumenwiesen des Lebens schlendere.
Aber die Realität, wie sie so oft ist, hat mir gezeigt, dass das Leben so nicht funktioniert. Es gibt keinen Endpunkt, an dem alle Probleme plötzlich verschwinden. Im Gegenteil: Das Leben ist wie ein Fluss, der ständig in Bewegung ist. Gerade wenn du glaubst, du hast alles im Griff, kommt die nächste Kurve, das nächste Hindernis, das nächste Abenteuer.
Anfangs hat mich diese Erkenntnis ziemlich frustriert. Ich dachte: „Wie kann das sein? Sollte ich nicht irgendwann alles im Griff haben?“ Aber je länger ich darüber nachgedacht habe, desto mehr habe ich verstanden, dass es genau diese ständige Bewegung, dieses permanente Fließen ist, das das Leben so spannend und lebendig macht. Denn was wäre das Leben ohne seine Höhen und Tiefen? Eine endlose, flache Ebene – und, ganz ehrlich, wer will das schon?
Die wahre Herausforderung und zugleich das wahre Geschenk liegt darin, zu lernen, wie wir mit diesen immer wieder auftauchenden Problemen umgehen. Es geht nicht darum, ein Leben ohne Probleme zu führen – das wäre nicht nur unmöglich, sondern auch unglaublich langweilig. Es geht darum, unsere Einstellung zu Problemen zu ändern. Sie nicht als Störfaktor zu sehen, sondern als Chance. Jede Herausforderung, die uns das Leben vor die Füße wirft, ist eine Möglichkeit, zu wachsen, zu lernen und stärker zu werden.
Das bedeutet nicht, dass wir jede Krise mit einem strahlenden Lächeln begrüßen müssen. Manchmal sind die Probleme überwältigend, beängstigend oder einfach nur nervig. Aber wenn wir uns darauf einlassen, wenn wir bereit sind, den Tanz mit den Unvollkommenheiten des Lebens zu lernen, dann können wir wirklich daran wachsen.
Eine der wichtigsten Lektionen, die ich also gelernt habe, ist, dass das Leben kein gerader Weg ist. Es geht ständig auf und ab, ein Wechselspiel aus Licht und Schatten, Freude und Schmerz, Tag und Nacht. Genau dieses Auf und Ab formt uns zu den Menschen, die wir sind. Oft sind es die Herausforderungen, die uns unsere größten Stärken lehren und uns zeigen, wozu wir wirklich fähig sind. (Diese Einsicht habe ich by the way vor allem durch die Lehren des spirituellen Lehrers Osho gewonnen, auf dessen Bücher mich mein Papa schon mit etwa 14 Jahren gebracht hat.)
Also habe ich aufgehört, auf diesen perfekten Moment zu warten, in dem alles in Ordnung ist. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, die Reise zu genießen, die Herausforderungen anzunehmen und die Lektionen zu lernen, die mir das Leben bietet. Denn am Ende geht es nicht darum, dass alles perfekt ist, sondern darum, das Beste aus dem zu machen, was kommt.
2. Eine Lektion aus Shanghai
Es gibt kaum etwas Befreienderes, als zu realisieren, dass das, was wir oft als wichtig erachten, eigentlich völlig nebensächlich ist. Let me explain: Diese Erkenntnis habe ich besonders während meiner Zeit in China, gewonnen. Shanghai, diese pulsierende Megametropole, ist ein zusammenkommen der Kulturen und Menschen – über 26 Millionen Seelen begegnen sich dort, leben ihr Leben, jagen ihren Träumen nach. Inmitten dieses Chaos habe ich eine der entspanntesten Weisheiten meines Lebens gelernt.
Jeden Morgen, wenn ich in Shanghai in der Früh mit dem Bus auf dem weg zur Schule war, habe ich Menschen beobachtet, die in ihren Pyjamas also quasi wie frisch aus dem Bett in den Parks Tai Chi praktizierten. Ja, du hast richtig gehört – Pyjamas (oder zumindest sahen sie so aus.🤨) Diese Menschen störten sich nicht im Geringsten daran, dass sie in Schlafanzügen und Hausschuhen in aller Öffentlichkeit standen und ihre sanften, fließenden Bewegungen ausführten. Für sie war es ein ganz normaler Start in den Tag. Niemand starrte, niemand kommentierte, es war einfach ein Teil des Lebens in dieser riesigen Stadt.
Als ich dann nach Österreich zurückkam, begann ich, die Dinge mit anderen Augen zu sehen. Warum sollte ich mir den Kopf darüber zerbrechen, wie ich aussehe, wenn ich mal schnell zum Supermarkt etc. muss? Wenn in Shanghai Millionen von Menschen sich nicht darum kümmern, wie sie bei ihren morgendlichen Tai Chi-Sessions aussehen, warum sollte ich mich dann hier in Österreich deswegen verrückt machen? (wenns eh keinen juckt.) Seitdem hat sich meine Einstellung wirklich geändert. Die Jogginghose ist kein Zeichen von Faulheit mehr, sondern von Selbstakzeptanz. Es geht darum, sich in seiner Haut wohlzufühlen, unabhängig davon, was andere denken könnten.
Und das gilt nicht nur für Jogginghosen. Es geht um das große Ganze: Es ist nicht nötig, sich jedes Mal die Haare perfekt zu stylen oder ein vollständiges Make-up aufzulegen, um sich gut zu fühlen. Natürlich, Karl Lagerfeld sagte einmal: „Wer Jogginghosen trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“ Aber ich sage: Manchmal ist genau das Gegenteil der Fall. Es kann ein Zeichen dafür sein, dass du so sehr in Kontrolle bist, dass du dich nicht mehr darum scheren musst, was andere über dich denken. Wenn wir uns erlauben, in unserer natürlichen, ungezwungenen Form glücklich zu sein, dann haben wir wirklich die Kontrolle über unser Leben erlangt – (ganz egal, was Karl darüber gedacht hätte!).
3. Freunde kommen und gehen
In meinen 24 Jahren habe ich nicht nur viele Lektionen gelernt, sondern auch viele Kisten gepackt und unzählige Male den Wohnort gewechselt. Über 12 Mal, um genau zu sein. Jeder Umzug war nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern auch eine emotionale. Denn jedes Mal, wenn ich einen neuen Ort mein Zuhause nannte, musste ich auch lernen, Freundschaften neu zu definieren. Einige dieser Freundschaften verblassten, andere überdauerten, und wiederum andere verwandelten sich in etwas ganz Neues.
Freundschaften sind wie Wegbegleiter auf unserer Lebensreise. Manche von ihnen laufen nur ein kurzes Stück mit uns mit, andere bleiben länger an unserer Seite, und dann gibt es diejenigen, die uns ein Leben für immer begleiten. In meinen Jahren des ständigen Wechsels – neuer Städte und neuer Schulen – habe ich viele Menschen kennengelernt. Die meisten dieser Freundschaften sind heute nur noch flüchtige Bekanntschaften, schöne Erinnerungen an vergangene Zeiten. Aber eine Handvoll ist geblieben, fest verwurzelt in meinem Leben, und für diese wenigen bin ich mehr als nur dankbar.
Ich habe einmal eine Metapher über Freundschaften gehört, die mich seither begleitet und mir geholfen hat, die Veränderungen in meinen sozialen Kreisen zu verstehen und zu akzeptieren. Freundschaften lassen sich mit den verschiedenen Teilen eines Baumes vergleichen:
- Blätter: Diese Freundschaften sind wie die Blätter eines Baumes. Sie sind schön, lebendig und tragen zur Lebendigkeit unseres Lebens bei, aber sie sind auch flüchtig. Wie Blätter, die im Herbst fallen, lösen sich diese Freundschaften oft mit den Jahreszeiten des Lebens auf. Das bedeutet nicht, dass sie nicht wertvoll sind – sie sind ein wichtiger Teil unseres Lebensbaumes, auch wenn sie nur eine begrenzte Zeit bei uns sind.
- Äste: Diese Freundschaften sind stabiler, sie tragen das Gewicht unserer gemeinsamen Erlebnisse und stehen uns in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite. Aber auch sie sind nicht unzerstörbar. Wenn ein starker Sturm aufkommt – sei es ein großer Lebenswechsel, wie ein Umzug oder eine persönliche Krise – können auch diese Freundschaften brechen und vom Baum fallen. Diese Freundschaften bedeuten uns oft viel, aber sie sind nicht immer für die Ewigkeit bestimmt.
- Wurzeln: Und dann gibt es die Freundschaften, die wie Wurzeln sind. Diese wenigen, aber tiefen Verbindungen halten uns fest, egal wie sehr der Sturm tobt. Sie geben uns Halt, auch wenn die Äste brechen und die Blätter fallen. Diese Freundschaften wachsen mit uns, sie graben sich tief in unser Leben ein und bleiben, egal was passiert. Sie sind die Menschen, auf die wir immer zählen können, die uns in- und auswendig kennen und für die wir genauso da sind.
Durch meine vielen Umzüge und all die Veränderungen, die damit einhergingen, habe ich gelernt, die Freundschaften, die ich habe, auf neue Weise zu schätzen. Es ist nicht schlimm, wenn einige Freundschaften im Laufe der Zeit verblassen – das ist ein natürlicher Teil des Lebens. Was zählt, ist die Dankbarkeit für die gemeinsamen Momente und die Erkenntnis, dass jede Begegnung uns auf irgendeine Weise bereichert hat.
Die Wurzeln, die geblieben sind, sind umso kostbarer. Sie erinnern mich daran, dass wahre Freundschaft nicht an der Häufigkeit der Treffen oder der räumlichen Nähe gemessen wird, sondern an der Tiefe der Verbindung. Egal, wie oft ich meinen Wohnort gewechselt habe, diese Wurzeln haben mich immer begleitet, haben mir Halt gegeben und mich daran erinnert, dass ich nie wirklich alleine bin.
Am Ende geht es also nicht darum, wie viele Freundschaften wir haben, sondern wie tief sie gehen. Die Blätter, die Äste und die Wurzeln – alle haben ihren Platz und ihre Bedeutung in unserem Leben. Und für die wenigen Wurzeln, die sich fest in meinem Leben verankert haben, bin ich unendlich dankbar. Sie sind der Beweis dafür, dass wahre Freundschaft die Zeit und die Distanz überdauern kann.
4. Eltern sind auch nur Menschen
Als Kind habe ich meine Eltern oft als eine Art Superhelden gesehen. Sie waren diejenigen, die immer die richtigen Antworten hatten, die mich beschützten und mir den Weg wiesen. Für mich schienen sie allwissend und unfehlbar zu sein, als hätten sie das Leben schon komplett durchschaut. Doch irgendwann im Laufe des Erwachsenwerdens traf mich eine Erkenntnis, die sowohl simpel als auch befreiend war: Meine Eltern sind auch nur Menschen.
Für mich war diese Erkenntnis bahnbrechend, fast schon wie eine Art Erweckung. Es war der Moment, in dem ich realisierte, dass meine Eltern, genauso wie ich, einfach nur versuchen, das Beste aus dem Leben zu machen – ohne Bedienungsanleitung und ohne allwissende Weisheit. Sie sind nicht die allmächtigen Wesen, die ich als Kind in ihnen gesehen habe. Sie haben keine magischen Lösungen für jedes Problem, und auch sie sind oft unsicher, überfordert und mit der Komplexität des Lebens konfrontiert.
Diese Einsicht kam schrittweise, aber als sie sich schließlich in meinem Bewusstsein festgesetzt hatte, änderte sich mein Blick auf meine Eltern grundlegend. Ich begann zu verstehen, dass sie genau wie ich durch ihre eigenen Herausforderungen gehen, dass sie Ängste und Zweifel haben, die sie vielleicht nie mit mir geteilt haben. Sie haben Entscheidungen getroffen, manchmal aus Überzeugung, manchmal aus Notwendigkeit, und nicht alle davon waren perfekt. Doch genau das macht sie so menschlich.
Besonders berührend war die Erkenntnis, dass auch sie ihre eigenen Wunden und Traumata mit sich herumtragen. Die Erfahrungen ihrer eigenen Kindheit, die Kämpfe, die sie durchgestanden haben, all das prägt sie bis heute. Diese Bürde, die sie so gut wie möglich versteckt haben, beeinflusst ihre Entscheidungen und ihr Verhalten – und das zu verstehen, hat meine Beziehung zu ihnen auf eine tiefere, verständnisvollere Ebene gebracht.
Es ist leicht, als Kind oder Jugendlicher zu urteilen, warum unsere Eltern so handeln, wie sie es tun. Wir fragen uns, warum sie in bestimmten Situationen so reagiert haben oder warum sie uns nicht immer das geben konnten, was wir uns gewünscht haben. Doch sobald wir erkennen, dass sie genauso wie wir ihren Weg erst finden müssen, wird klar, dass sie ihr Bestes getan haben – mit den Mitteln und dem Wissen, das ihnen zur Verfügung stand.
Diese Einsicht hat mich gelehrt, meine Eltern nicht mehr durch die Brille der Erwartung zu sehen, sondern durch die Brille des Mitgefühls. Sie sind nicht nur meine Eltern, sie sind Menschen mit eigenen Geschichten, eigenen Kämpfen und eigenen Hoffnungen. Sie sind Menschen, die Fehler machen, die lernen und wachsen, genau wie ich.
5. Dankbarkeit
Manchmal stellt uns das Leben vor Herausforderungen, die uns dazu zwingen, innezuhalten und unsere Prioritäten neu zu ordnen. Für mich kam dieser Moment (vorallem), als mein Vater von einem schweren Schicksalsschlag getroffen wurde. Es war eine Zeit voller Sorgen und Ängste, in der die Gesundheit meiner Familie und mir selbst plötzlich ins Zentrum meiner Aufmerksamkeit rückte. Zum Glück hat mein Vater diese schwere Zeit überstanden, aber die Erfahrung hat mich tief geprägt.
Diese Zeit hat mir deutlich gemacht, wie kostbar die Dinge sind, die wir oft für selbstverständlich halten – besonders die Gesundheit unserer Lieben (und uns selbst). Ich begann, die einfachen, alltäglichen Momente mehr zu schätzen. Eine Konversation mit einem geliebten Menschen, das gemeinsame Lachen, die Stille, die man zusammen teilt – all diese kleinen Dinge wurden für mich zu bedeutungsvollen Erinnerungen.
Früher war es einfach, die Augen vor diesen alltäglichen Wundern zu verschließen, abgelenkt von den großen Zielen und Ambitionen des Lebens. Doch durch diese Erfahrung habe ich gelernt, dass es genau diese kleinen Momente sind, die das Leben reich und erfüllend machen. Eine warme Tasse Kaffee, ein Spaziergang im Sonnenschein, die Möglichkeit, mobil zu sein – all das ist nicht selbstverständlich, sondern ein Geschenk, das wir jeden Tag aufs Neue schätzen sollten.
6. Die Stimme, die immer recht hat
Unsere Intuition, diese leise innere Stimme, hat mich selten im Stich gelassen. Sie ist wie ein unsichtbarer Kompass, der uns oft den richtigen Weg weist, selbst wenn unser Verstand noch zögert. Oft erkennt unser Unterbewusstsein Dinge, bevor wir sie rational erfassen können. Es hat eine Weile gedauert, bis ich lernte, dieser Stimme zu vertrauen, doch inzwischen weiß ich, wie mächtig sie ist. In Momenten der Unsicherheit hat mein Bauchgefühl mich immer sicher durch die Gefahren des Lebens navigiert. Es lohnt sich, auf diese innere Weisheit zu hören – sie ist ein verlässlicher Wegweiser, den wir nicht unterschätzen sollten.
8. Die Kraft der Emotionen
Ich war schon immer eine sehr emotionale Person. Meine Gefühle sind oft wie eine Flutwelle, die alles mit sich reißt – ich fühle intensiv, ob es Freude, Trauer, Wut oder Liebe ist. Und ja, das hat seine Nachteile. Es bedeutet, dass ich schneller verletzt werde, dass ich mich manchmal von meinen Gefühlen überwältigt fühle und dass ich vielleicht nicht immer so „cool“ und „gelassen“ bin, wie die Gesellschaft es oft erwartet. Aber auf der anderen Seite habe ich gelernt, dass genau diese Intensität auch eine immense Stärke ist.
Früher dachte ich nämlich, dass wahre Stärke darin besteht, seine Gefühle zu verbergen, alles im Griff zu haben und sich von Emotionen nicht beeinflussen zu lassen. Ich hatte das Bild im Kopf, dass stark sein bedeutet, immer rational und kontrolliert zu handeln, egal was passiert. Doch das Leben hat mir eine andere, tiefere Wahrheit offenbart: Wahre Stärke liegt darin, seine Emotionen zuzulassen und zu zeigen, dass man fühlt.
Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass Emotionen keine Schwäche sind, sondern eine echte Kraftquelle. Sie machen uns menschlich, sie treiben uns an und halten uns am Leben. In einer Welt, die oft darauf bedacht ist, Gefühle zu verstecken und Kontrolle zu bewahren, ist es eine wahre Stärke, sich dem Fluss der Emotionen hinzugeben und sich so zu akzeptieren, wie man ist – mit all den Höhen und Tiefen, die das emotionale Leben mit sich bringt.
Am Ende des Tages habe ich erkannt, dass es etwas Wunderschönes ist, emotional zu sein. Es bedeutet, das Leben in all seinen Farben zu erleben, tiefer zu fühlen, intensiver zu lieben und die Welt mit offenen Armen zu empfangen. Und das ist eine Stärke, auf die ich nicht mehr verzichten möchte.
9. Loslassen für inneren Frieden
Als Kind habe ich unbewusst eine der wichtigsten Lektionen von meiner Mutter gelernt: Vergebung. Wenn mein Bruder und ich mal wieder anstrengend waren und sie richtig sauer auf uns war, hielt das nie lange an. Nach ein paar Minuten – manchmal auch nach ein paar tiefen Atemzügen – kam sie wieder zu uns, umarmte uns und alles war wieder gut. Es war, als hätte sie den Ärger einfach losgelassen, um wieder Frieden ins Haus zu bringen. Diese Fähigkeit, schnell zu vergeben und nicht nachtragend zu sein, hat mich tief geprägt, auch wenn ich das damals noch nicht bewusst realisiert habe.
Jetzt, wo ich älter bin, sehe ich, wie wertvoll diese Haltung ist. Vor allem in Partnerschaften oder engen Beziehungen, in denen Meinungsverschiedenheiten manchmal unausweichlich sind. Meine Mutter hat mir gezeigt, dass es keinen Sinn macht, banale Streitigkeiten unnötig zu dramatisieren. Warum den Ärger mit ins Bett nehmen, wenn man sich genauso gut vor dem Einschlafen in den Arm nehmen kann? „Niemals böse aufeinander schlafen gehen“ war für sie kein Spruch, sondern eine Regel, die sie lebte.
Vergebung ist befreiend. Es bedeutet nicht, dass man alles vergisst oder dass das Unrecht plötzlich in Ordnung ist. Aber es bedeutet, dass man den Schmerz und den Groll loslässt, der einen sonst nur belastet. Meine Mutter hat mir gezeigt, dass Vergebung nichts für den anderen ist – sie ist ein Geschenk, das wir uns selbst machen. Sie hat mir beigebracht, dass das Festhalten an Groll nur dazu führt, dass wir uns selbst verletzen. Warum also nicht einfach loslassen?
Wenn ich an diese Lektion denke, die ich so früh von meiner Mutter gelernt habe, bin ich ihr unglaublich dankbar. Es geht darum, die kleinen Dinge im Leben nicht größer zu machen, als sie sind. Es geht darum, die Meinungsverschiedenheiten, die wirklich keine große Rolle spielen, nicht künstlich aufzublähen. Vergebung ist der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander, und letztendlich der Schlüssel zu einem friedlichen Selbst.
10. Selbstreflexion
In jedem von uns lebt ein inneres Kind – dieser Teil von uns, der all die frühen Erinnerungen, Freuden, aber auch Verletzungen in sich trägt. Lange Zeit habe ich gar nicht realisiert, wie sehr dieses innere Kind mein Leben beeinflusst. Doch je mehr ich mich damit auseinandergesetzt habe, desto klarer wurde mir, wie wichtig es ist, dieser inneren Stimme zuzuhören und sie ernst zu nehmen.
Für mich war das keine leichte Erkenntnis. Es bedeutet, sich mit den tiefsten, manchmal schmerzhaften Teilen meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen – den Momenten, die ich vielleicht lieber vergessen würde, die aber trotzdem in mir weiterleben. Ich habe gelernt, dass es entscheidend ist, diese innere Schattenarbeit zu leisten, um wirklich zu verstehen, warum ich so reagiere, wie ich reagiere, warum bestimmte Dinge mich so tief treffen und warum ich in manchen Situationen immer wieder die gleichen Muster wiederhole.
Mein inneres Kind hat mir gezeigt, dass viele meiner heutigen Wunden ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben. Es war ein langer Prozess, zu lernen, diesem Teil von mir zuzuhören, anstatt ihn zu ignorieren oder zu übergehen. Aber ich habe erkannt, dass, wenn ich mir die Zeit nehme, um auf diese innere Stimme zu hören und wirklich zu verstehen, woher meine Gefühle kommen, ich eine unglaubliche Heilung erfahren kann.
Manchmal braucht dieses innere Kind einfach nur etwas Liebe und Aufmerksamkeit. Es geht darum, sich selbst zu erlauben, die alten Wunden zu erkennen und zu akzeptieren, anstatt sie zu verdrängen. Der Dialog mit meinem inneren Kind hat mir gezeigt, dass es in Ordnung ist, verletzlich zu sein, dass es in Ordnung ist, nicht immer stark sein zu müssen. Es ist ein fortlaufender Prozess, aber einer, der es mir ermöglicht, freier und authentischer zu leben – im Einklang mit dem Menschen, der ich wirklich bin.
11. Ich bin bereits vollständig und ganz
Eine Beziehung kann das Leben ungemein bereichern, sie bringt Freude, Geborgenheit und das Gefühl, nicht allein durchs Leben gehen zu müssen. Doch eine Sache, die ich im Laufe der Zeit gelernt habe, ist, dass eine Beziehung niemals der Mittelpunkt meines Lebens sein sollte. Jeder von uns muss seine eigene „Torte“ backen – ein erfülltes Leben führen, das auf eigenen Zielen, Träumen und Leidenschaften basiert. Der Partner ist dann die Kirsche oben drauf, die das Ganze noch schöner macht, aber nicht zwingend notwendig ist, um glücklich zu sein.
Diese Weisheit erinnert mich immer wieder an die Worte des Dichters Kahlil Gibran in seinem Werk „On Marriage“. Er beschreibt darin, wie wichtig es ist, in einer Beziehung Raum für individuelle Freiheit und Eigenständigkeit zu bewahren:
„You were born together, and together you shall be forevermore.
You shall be together when the white wings of death scatter your days.
Ay, you shall be together even in the silent memory of God.
But let there be spaces in your togetherness,
And let the winds of the heavens dance between you.“
Für mich steckt in diesen Worten eine tiefe Wahrheit. Liebe und Partnerschaft sind etwas Wunderschönes, doch es ist essenziell, dass wir uns selbst nicht in der Beziehung verlieren. Es geht darum, zusammen zu sein, aber dennoch genug Raum für die eigene Entwicklung zu lassen, damit jeder von uns als Individuum wachsen kann.
Gibran beschreibt es so treffend: „Love one another, but make not a bond of love: Let it rather be a moving sea between the shores of your souls.“ Das bedeutet, dass Liebe nicht als Fessel verstanden werden sollte, sondern als ein weites Meer, in dem zwei Seelen miteinander verbunden sind, ohne ihre Eigenständigkeit zu verlieren. Jeder sollte weiterhin seine eigene „Torte“ backen können, seinen eigenen Weg verfolgen, während man den anderen unterstützt und mit ihm die Freuden des Lebens teilt.
„Give your hearts, but not into each other’s keeping.
For only the hand of Life can contain your hearts.“
Diese Worte erinnern mich daran, dass es wichtig ist, in einer Beziehung unabhängig zu bleiben und sich nicht vollständig in den anderen zu verlieren. Denn nur so können beide Partner weiterhin aufblühen und ein erfülltes Leben führen. „Stand together yet not too near together: For the pillars of the temple stand apart, And the oak tree and the cypress grow not in each other’s shadow.“ Das Bild der Eiche und der Zypresse, die nicht im Schatten des anderen wachsen können, ist ein kraftvolles Symbol dafür, wie wichtig es ist, in einer Beziehung auch Platz für die eigene Entfaltung zu lassen.
Alles in allem geht es darum, dass ein Partner das Leben bereichern soll, aber nicht die Quelle unseres Glücks sein muss. Wenn wir lernen, unsere eigene Torte zu backen und das Leben mit all seinen Facetten zu genießen, wird die Beziehung zu einer wunderschönen Ergänzung – die Kirsche oben drauf, die alles noch süßer macht. Doch der Kuchen, der wir selbst sind, bleibt die Grundlage für ein erfülltes und glückliches Leben.
12. Seek Discomfort
„Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone.“ Dieser Satz ist so oft gesagt, dass er fast wie ein Klischee klingt, doch ich habe gelernt, dass er tiefer geht, als ich zunächst dachte. Es ist verlockend, in dem zu verweilen, was wir kennen – in der Sicherheit und Routine unseres Alltags. Aber echtes Wachstum, die wahren Abenteuer des Lebens, warten genau dort, wo es unbequem wird, wo wir die vertrauten Pfade verlassen und uns ins Unbekannte wagen.
Diese Erkenntnis habe ich tatsächlich von einem YouTube-Kanal namens Yes Theory gewonnen. Die Idee, sich bewusst unkomfortablen Situationen auszusetzen, um zu wachsen und das eigene Potenzial zu entdecken, hat mich tief beeindruckt. So sehr, dass ich mir sogar ein Tattoo auf den Arm stechen ließ, das einfach nur „Yes“ sagt. Es soll mich immer daran erinnern, Ja zum Leben zu sagen – zu neuen Herausforderungen, zu ungewohnten Erfahrungen und zu den Chancen, die sich mir bieten, auch wenn sie zunächst beängstigend erscheinen.
Dieses kleine „Yes“ auf meinem Arm ist für mich mehr als nur ein Wort. Es ist eine Philosophie, die ich in mein Leben integrieren möchte. Es erinnert mich daran, dass ich nur wachsen kann, wenn ich mich den Herausforderungen stelle, die außerhalb meiner Komfortzone liegen. Sei es eine neue berufliche Aufgabe, eine Reise an einen unbekannten Ort oder einfach das Annehmen einer neuen sozialen Situation – jedes „Ja“ bringt mich einen Schritt weiter, eröffnet neue Perspektiven und lässt mich stärker und selbstbewusster werden.
Natürlich ist es nicht immer einfach, diesen Weg zu gehen. Es gibt Momente, in denen ich zögere, in denen die Angst vor dem Unbekannten laut in mir spricht. Aber genau in diesen Momenten hilft mir mein „Yes“, den Schritt dennoch zu wagen. Denn ich weiß, dass ich nur so wirklich wachsen kann. Jeder Sprung ins kalte Wasser hat mir bisher gezeigt, dass die wahren Schätze des Lebens außerhalb meiner Komfortzone liegen.
13. Selbstakzeptanz
Okay, ich gebe es zu: Das mit der Selbstakzeptanz habe ich noch nicht so ganz perfektioniert. Wenn es ein Hobby gäbe, bei dem man ständig an sich selbst herumnörgelt, wäre ich wahrscheinlich Profi darin. Aber, und das ist das Wichtige, ich bin mir dessen bewusst und arbeite daran, besser zu werden. Schließlich darf ich mich auch mal loben – und hey, allein schon das Eingeständnis, dass ich an mir arbeite, verdient doch ein kleines Schulterklopfen, oder nicht? 😁
Meistens bin ich mein eigener schärfster Kritiker. Ich glaube oft fest daran, dass Härte gegenüber mir selbst der Schlüssel zum Erfolg sei. Wenn ich mich nur genug antrieb und meine Fehler streng beurteile, würde ich wachsen und besser werden. Doch in Wirklichkeit führt diese Selbstkritik nur dazu, dass ich mich blockiere, gestresst fühlte und immer wieder an mir selbst zweifelte.
Ich erkenne immer mehr, dass diese Art von Härte mich nicht weiterbringt. Wenn Selbstkritik wirklich der Weg zum Erfolg wäre, hätte sie schon längst gewirkt. Stattdessen versuche ich zu lernen, dass Freundlichkeit zu mir selbst der wahre Schlüssel zum Wachstum ist. Wenn wir uns also selbst wie einen guten Freund behandeln – mit Geduld, Mitgefühl und einem Schuss Humor –, schaffen wir Raum für echtes Wachstum, ohne uns dabei selbst zu zerstören.
Dabei merke ich auch, dass wir oft in die Falle tappen, uns „zu viel“ oder „zu wenig“ zu fühlen. Es gibt diese Momente, in denen wir glauben, nicht genug zu sein oder vielleicht sogar zu viel zu sein – zu laut, zu leise, zu emotional, zu zurückhaltend und schüchtern. Doch die Wahrheit ist, dass wir immer genau richtig sind, so wie wir sind. Die Menschen, die uns wirklich schätzen, werden das erkennen und uns genauso akzeptieren.
Selbstakzeptanz bedeutet, die eigene Einzigartigkeit zu erkennen und stolz darauf zu sein. Wenn jemand nicht in der Lage ist, uns so zu nehmen, wie wir sind, dann ist diese Person schlichtweg nicht die richtige für uns. Aber bevor wir erwarten, dass andere uns akzeptieren, müssen wir selbst den ersten Schritt tun – uns selbst so anzunehmen und zu lieben, wie wir sind.
14. Time flies
Es ist verrückt, wie schnell die Zeit vergeht. Manchmal fühlt es sich so an, als hätten wir alle Zeit der Welt – bis wir plötzlich zurückblicken und feststellen, dass Jahre wie im Flug vergangen sind. Es ist, als ob die Tage, Wochen und Monate sich wie kleine Bausteine zu einem großen Mosaik zusammenfügen, und bevor wir es merken, ist ein weiteres Jahr vergangen.
Das Leben ist viel kürzer, als es uns manchmal erscheint. Ich erinnere mich noch daran, wie ich als Kind dachte, dass die Zeit sich gefühlt endlos dehnen könnte – Sommerferien, die ewig zu dauern schienen, Geburtstage, die eine Ewigkeit auf sich warten ließen. Doch je älter ich werde, desto schneller scheint die Zeit zu vergehen. Die Wochen fliegen nur so vorbei, und ehe man sich versieht, ist schon wieder ein Jahr um.
Gerade deshalb ist es so wichtig, jeden Moment bewusst zu leben. Es ist leicht, sich im Alltag zu verlieren und zu vergessen, wie wertvoll jeder Augenblick ist. Aber wenn wir uns daran erinnern, dass die Zeit schneller vergeht, als wir es uns manchmal vorstellen, wird klar, dass wir das Beste aus unserer Zeit machen sollten. Ob es darum geht, Zeit mit den Menschen zu verbringen, die wir lieben, neue Erfahrungen zu sammeln oder einfach den Moment zu genießen – jeder Augenblick zählt.
Das Leben ist kostbar, und wir sollten es nicht als selbstverständlich ansehen. Die Jahre vergehen schneller, als uns lieb ist, und niemand weiß genau, wie viel Zeit uns noch bleibt. Deshalb sollten wir uns daran erinnern, dass es nicht nur darum geht, wie viel Zeit wir haben, sondern wie wir diese Zeit nutzen.
Fazit meiner 24 Jahre Lebenserfahrung
Natürlich gibt es noch so viel mehr Dinge, die ich in den letzten 24 Jahren gelernt habe – aber wenn ich all diese Erkenntnisse hier ausführlich teilen würde, würde dieser Blogpost wohl die Länge eines über 500-Seiten Buches haben. Ich will nur nochmal betonen: Das Leben ist ein endloses Abenteuer, ein Buch mit unzähligen Kapiteln, und ich bin mir sicher, dass es noch viele weitere Lektionen für mich bereithält.
Alles Liebe und bis zum Nächsten Mal,
Deine Alice✨