Die Masken die wir tragen

Das Paradox „Sei du selbst“

Unsere wahre Identität verbirgt sich doch so oft hinter den Masken die wir tragen, und in einer Welt, in der makellose Masken belohnt werden, ist es schwierig, unser wahres Selbst von unserer vorgetäuschten Identität zu unterscheiden. Die Masken, die wir tragen scheinen “echt” zu sein, aber in Wahrheit sind sie nur Verkleidung. Unsere Gesellschaft sagt dir “ Sei du selbst “ Aber was heißt das eigentlich? Auch wenn wir nicht wissen, was es ist, wollen wir echt und authentisch sein. Das ist das Paradox unserer Zeit. Die Menschen sagen dir “Sei du selbst” aber schauen dabei nicht nach innen, sondern versuchen, die Bedeutung von dem Wort „Authentisch“ mit anderen in Einklang zu bringen.

Wer bist du wirklich?

Kommt dir das bekannt vor?

Deprimierte Menschen, die sich als Optimist zeigen, Ängstliche, die sich als ganz entspannt präsentieren, und wieder andere, die sich eine „Maske“ aufsetzen, damit die anderen nicht sehen, wie sie in Wirklichkeit sind. Willst du wissen, welche Art von Masken wir uns aufsetzen, und aus welchem Grund?

Wir sehen andauernd jede Menge Leute, die angeblich viel Erfolg haben, glücklich sind und ein scheinbar perfektes Leben führen. Aber ist das wahr? Denk doch mal an dich selbst. Kannst du von dir behaupten, dass du immer zu 100% du selbst bist? Oder legst du dir auch manchmal eine Art „Persona“ an, zum Beispiel, wenn du mit Leuten zusammen bist, die du noch nicht so gut kennst? Oder auf Social Media? Kannst du von dir behaupten, dass du immer hinter deiner Meinung stehst und deine wahren Gedanken und Gefühle äußerst? Wenn das nicht der Fall ist, dann bist du nicht allein.

He often felt that too many people lived their lives acting and pretending wearing masks and losing themselves in the process.

Nicholas Sparks

Der Nutzen einer Maske

Die Metapher des Tragens einer Maske ist nicht neu. Wir setzen Masken auf, um unser zerbrechliches inneres wahres Selbst zu schützen. Wir passen uns an die Gesellschaft an und tragen Masken, die den sozialen Standards entsprechen. Obwohl es unser wahres Selbst verbirgt, hat die Maske einen fairen Zweck in Bezug auf Schutz und Akzeptanz. Die Maske bietet uns einen sicheren Ort, weil wir Angst hinter der Maske der Kraft und Sicherheit verstecken. Es sind größtenteils positive Bewältigungsmechanismen, die uns helfen, Schwierigkeiten im sozialen Leben zu überwinden. Daher sind sie sehr nützlich. Masken können uns schützen und die Interaktion mit anderen verbessern.

Ich würde diese Masken, diese „falschen“ Persönlichkeiten sogar teils als „wahre“ Persönlichkeit bezeichnen. Das mag jetzt paradox klingen, lässt sich aber so erklären: Ich denke, es gibt zwei Arten von Masken. Die Maske aus Höflichkeit und die aus Angst.

Die Maske aus Höflichkeit

Zu gewissen Anlässen ist man „gezwungen“, sehr nett zu Leuten zu sein – sei es nun, weil man einen Beruf ausübt, der das erfordert, oder weil man einfach auf einer Familienfeier kein schlechtes Benehmen zeigen will.

Oder, wenn man dem bösen Lehrer, der an einem vorbeiläuft, ein freundliches „Guten Morgen“ zuwirft, obwohl man ihn eigentlich viel lieber ignorieren würde. Wenn man diese von allen erwarteten Verhaltensweisen ändern würde, würde man die verständnislosen, ausstoßenden Blicke der anderen auf sich ziehen. Und das will man schließlich nicht – die wenigstens sind darauf aus, kein Teil der Gesellschaft zu sein. Irgendwo will man immer Akzeptanz finden.

Die Maske aus Angst

Ich denke, man setzt auch oft Masken auf, weil man Angst vor Problemen hat. Es ist einfach leichter, gut gelaunt zu erscheinen, als seine Sorgen vor jemandem auszuschütten und dabei auch noch zu befürchten, dass derjenige überhaupt kein Interesse an einem hat. Auch ist es viel leichter, gegenüber Menschen, die man nicht kennt, der Norm zu entsprechen, sprich: ein breites grinsen aufsetzen und die Welt ist in Ordnung. Es ist ungewöhnlich seine wahre Persönlichkeit sofort zu zeigen.

Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass diese Masken kein Verstellen sind, sondern eine Art Schutzreaktion.

Ich würde selbst gerne offener und ehrlicher zu Menschen sein, die ich nicht kenne – aber das fällt mir oftmals schwer, weil mich die Maske – die Angst – daran hindert.

Viel zu oft ergeben sich Situationen, in denen mir erst später einfällt, was ich wohl am besten hätte sagen können, was in irgendeiner Weise passend oder cooler gewesen wäre, doch die Maske, die ich zu dem Zeitpunkt aufhatte, hat das verhindert.

Unsere Masken setzen sich aus verschiedenen Bildern zusammen

Die Maske, die wir selbst sehen, gibt uns Sicherheit. Sie gibt uns Stabilität und einen Sinn dafür, wer wir sind. Sie gibt uns eine Identität. Unsere Maske, so wie wir sie sehen, hat aber selten viel damit zu tun, wie wir wirklich auf andere wirken. Unsere Maske setzt sich aus verschiedenen Bildern zusammen.

  • Zu einem Teil aus dem, was wir TATSÄCHLICH sind.
  • Zu einem Teil aus dem, was wir gerne sein WOLLEN.
  • Zu einem Teil daraus, wie ANDERE uns sehen (was wir dann einfach als Wahrheit annehmen).
  • Zu einem Teil daraus, was wir glauben, NICHT SEIN zu DÜRFEN (das wir dann natürlich auch „nicht sind“, zumindest laut unseren Gedanken).
  • Und zu einem großen Teil aus dem, was wir (unbewusst) glauben, sein zu MÜSSEN.

Deswegen reagieren wir auch so allergisch darauf, wenn jemand anderes unserer Persönlichkeit etwas „unterstellt“, dass unserer Meinung nach gar nicht zu unserem Charakter gehört. Denn dann bröckelt plötzlich unsere Identität. Das Gefühl von Sicherheit, das wir mit unserer Persönlichkeit verbinden, geht verloren. Wir fühlen uns nackt, verletzlich, orientierungslos. Darauf reagiert unser sicherheitsbedürftiges Unterbewusstsein mit diffuser Abwehr und wir fallen in diesen emotionalen Strudel, der uns oft verzweifeln lässt. 

Der Grund dafür, dass wir (und viele andere!) diese Masken tragen, ist also ganz simpel: Wir fürchten um unsere Anerkennung. Wir denken, wir müssten so „cool“, „entspannt“, „hart“ oder was auch immer sein, um von anderen Menschen respektiert zu werden und möchten dazugehören. Wir tragen unsere Masken, aus der Befürchtung heraus, „nicht genug“ für die Gesellschaft zu sein. Nicht gut genug, nicht klug genug, nicht schön genug, nicht schlagkräftig genug, nicht cool genug, nicht sportlich genug.

Befreie dich selbst

Dieses Verhalten und Verstecken der eigenen Persönlichkeit aus Angst, ist ein Phänomen, dass ich bei sehr vielen Menschen beobachte. Und es hat natürlich ein Stück weit auch seine soziale Berechtigung und ermöglicht ein halbwegs friedvolles Zusammenleben.

Doch wenn du immer häufiger das Gefühl hast, nicht mehr du selbst sein zu können, und anfängst, Teile deiner Persönlichkeit gezielt zu verstecken und Verletzungen kommentarlos hinzunehmen, dann hat das einen deutlichen negativen Einfluss auf dein Wohlbefinden und dein Selbstwertgefühl.

Sei ehrlich zu dir Selbst

Zuerst solltest du versuchen, deine Maske vor dem Spiegel abzunehmen. Schau dich an und frag dich selbst: Bin ich zufrieden, so wie ich lebe, so wie ich selbst und andere mit mir umgehen? Versuche, schonungslos ehrlich zu dir zu sein: Was wünschst du dir wirklich, wie möchtest du leben und sein – und was hält dich (in manchen Situationen) davon ab, ganz du selbst zu sein? Das ist manchmal gar nicht so einfach, weil man auch sich selbst gegenüber oft Dinge überspielt oder leugnet, um seiner Unzufriedenheit nicht ins Auge schauen zu müssen. Ich kenne das zumindest gut.

Aber wenn du es schaffst, dich zu überwinden, wenn du dich selbst anschauen kannst und sagst: „So bin ich und das möchte ich nicht (mehr)“ – dann ist das eine Riesenerleichterung und ein bedeutender Schritt in Richtung eines Lebens, indem du dich rundum wohl fühlst.

Wenn du es geschafft hast, deine Maske vor dir selbst! abzulegen, dann ist das unglaublich viel wert. Und doch ist es langfristig nur die halbe Miete.

Denn wir sind nun mal Herdentiere und in der Arbeit und Freizeit auch immer im Kontakt mit anderen. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber ich glaube, so richtig in uns ruhen, können wir erst, wenn wir auch anderen gegenüber äußern, wenn uns etwas wirklich stört, ihr Verhalten nicht richtig finden, oder wenn wir verletzt sind.

Die einen werden dich dafür lieben, andere vielleicht hassen. Doch nur, wenn du bist, wie du sein willst und dich damit gut fühlst, dann bist du frei.

Wie stehst du zu dem Thema?

  • Findest du eine solche Maske nützlich, oder sollte jeder immer und unter allen Umständen, schonungslos ehrlich sein?
  • Welche Nachteile entstehen durch eine solche Maske?
  • Wann & in welcher Situation hast du zuletzt eine Maske aufgesetzt?
  • Denkst du solche Masken können zu einem Zwang führen? (Man denkt mit Maske ist man ein besserer Mensch oder ähnliches.)

Über deinen Kommentar würde ich mich freuen!

Alles liebe,

Deine Alice 🥰

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Doreen

    Toller Beitrag liebe Alice! 👏🌈weiter so!

  2. Vincent H.

    Persönlich finde ich die Nutzung gewissermaßen notwendig gerade in einem großen Arbeitsumfeld.
    Tatsächlich kann man durch das alleinige aufsetzen einer guten Laune Maske z.B. gute Laune in anderen erzeugen was sich wiederum auf einen selbst zurück spiegelt.
    Guter Beitrag weiter so!

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