Stell dir vor, du wirst mitten in der Nacht von zwei großen fremden Männern aus deinem Bett gerissen und entführt. Du hast keine Ahnung, was passiert, und bevor du es merkst, befindest du dich in einem Van auf dem Weg zu einem unbekannten Ort. Willkommen in der verstörenden Realität der Industrie für problematische Jugendliche.

Letztens bin ich auf Netflix über die Doku „The Program: Cons, Cults, and Kidnapping“ gestoßen und seitdem in ein regelrechtes Rabbit Hole gefallen. Diese Einrichtungen versprechen Hilfe für problematische Jugendliche, aber hinter den glänzenden Fassaden verbirgt sich oft ein Albtraum aus Kontrolle und Misshandlung.

Nach meiner intensiven Recherche und einem aufschlussreichen Interview mit einem alten Freund aus Shanghai, der selbst in so ein Camp geschickt wurde, habe ich erkannt, wie tief die Narben dieser Programme gehen. Begleitet mich auf dieser Reise durch die dunklen Seiten der vermeintlichen Therapie für problematische Jugendliche.

„The Program: Cons, Cults, and Kidnapping“

Die Netflix-Dokumentation „The Program: Cons, Cults, and Kidnapping“ erzählt die erschütternden Geschichten ehemaliger Schüler der Academy at Ivy Ridge, einer angeblichen Verhaltensmodifikationsschule. Die Doku, geleitet von der ehemaligen Schülerin Katherine Kubler, deckt auf, wie manipulativ und missbräuchlich diese Einrichtung ist. Durch Interviews und persönliche Geschichten wird gezeigt, welche tiefen psychologischen Schäden diese Programme bei den Jugendlichen verursachen. Die Serie macht klar, dass diese (nicht alle) sogenannten „Therapieeinrichtungen“ mehr schaden als nützen und zeigt, wie wichtig ein kritischer Blick auf diese Branche ist.

Hintergrundinformationen

Geschichte und Zweck solcher Programme für problematische Jugendliche

Diese Einrichtungen sind in den 1970er Jahren als Antwort auf die wachsende Sorge um sogenannte „problematische“ Jugendliche entstanden. Eltern haben verzweifelt nach Lösungen für Verhaltensprobleme, Drogenmissbrauch und andere Herausforderungen gesucht. Diese Programme haben versprochen, durch strenge Disziplin und Verhaltensmodifikation die Jugendlichen auf den richtigen Weg zu bringen. Leider haben viele dieser Methoden auf fragwürdigen Praktiken basiert und oft schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Teilnehmer gehabt.

Academy Ivy Ridge

Ein prominentes Beispiel (von vielen) für solche Einrichtungen ist die Academy at Ivy Ridge, die in der Netflix-Dokumentation „The Program: Cons, Cults, and Kidnapping“ beleuchtet wird. Diese Einrichtung wurde als Verhaltensmodifikationsschule vermarktet, doch hinter den Kulissen herrschten missbräuchliche Methoden. Die Schüler haben von psychischen und physischen Misshandlungen berichtet, die mehr Schaden als Nutzen angerichtet haben. Die Doku hat gezeigt, wie tief die Narben dieser Programme gehen und stellt die dringende Notwendigkeit einer kritischen Überprüfung dieser Branche in den Vordergrund.

Psychologische Auswirkungen

Typische psychologische Effekte auf Jugendliche

Jugendliche, die in diese Schulen oder Camps geschickt worden sind, haben oft tiefgreifende Traumata erlebt. Diese Einrichtungen haben extreme Disziplinarmaßnahmen, Isolation und psychische Misshandlungen verwendet, die eine Vielzahl von negativen psychologischen Effekten hervorrufen können. Ein häufiger Effekt ist die Entwicklung von starken Angstzuständen, die sich durch anhaltende Nervosität, Panikattacken und eine überwältigende Furcht vor Autoritätspersonen geäußert haben. Diese Angst ist so stark, dass sie das tägliche Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigt und zu sozialem Rückzug führt.

Depressionen sind ein weiteres häufiges Problem. Viele Jugendliche berichten von tiefen, anhaltenden Gefühlen der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit, die ihre Fähigkeit, Freude zu empfinden, stark einschränken. Diese depressive Stimmung kann durch die ständige Kritik und die Bestrafung für vermeintliche Verfehlungen verstärkt werden, was zu einem stark verminderten Selbstwertgefühl führt.

Das Gefühl der Wertlosigkeit kann so intensiv werden, dass es zu selbstverletzendem Verhalten oder Suizidgedanken führt. Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) sind ebenfalls weit verbreitet. Die traumatischen Erlebnisse, die durch körperliche und psychische Misshandlungen verursacht werden, führen zu Flashbacks, Albträumen und ständigen Erinnerungen an die erlittenen Qualen. Diese Symptome können es den Betroffenen unmöglich machen, ein normales Leben zu führen, da sie ständig in Angst vor weiteren Traumata leben. Viele Jugendliche entwickeln auch eine tiefe Skepsis gegenüber Autoritätspersonen. Die erzwungene Konformität und die brutale Durchsetzung von Regeln führen dazu, dass sie Vertrauen in Erwachsene verlieren.

Diese Vertrauensprobleme können sich auf alle Aspekte ihres Lebens auswirken und die Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen, stark beeinträchtigen.

Langfristige Folgen von Traumata in der Jugend

Viele ehemalige Teilnehmer leiden auch unter anhaltenden Gefühlen der Wertlosigkeit und Schuld, die ihre Fähigkeit, ein erfülltes Leben zu führen, stark einschränken.

Ein weiteres langfristiges Problem ist die eingeschränkte Bewältigungsfähigkeit bei alltäglichen Herausforderungen. Viele der Betroffenen haben Schwierigkeiten, stressige Situationen zu meistern, und entwickeln ungesunde Bewältigungsmechanismen wie Substanzmissbrauch oder selbstverletzendes Verhalten.

Das Vertrauen in sich selbst und in die eigene Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, wird stark untergraben, was die berufliche und persönliche Entwicklung erheblich beeinträchtigen kann.

Auch die körperlichen Auswirkungen von anhaltendem Stress und Angst dürfen nicht unterschätzt werden. Chronische Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und ein geschwächtes Immunsystem sind häufige körperliche Beschwerden, die durch die anhaltende psychische Belastung hervorgerufen werden.

Diese gesundheitlichen Probleme können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich mindern und zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen führen.

Die Auswirkungen solcher traumatischen Erlebnisse sind also nicht nur tiefgreifend und komplex, sondern erfordern oft jahrelange therapeutische Unterstützung, um die Schäden zu mildern und den Betroffenen zu helfen, ein erfülltes und gesundes Leben zu führen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass die Gesellschaft diese Probleme anerkennt und nach besseren Lösungen sucht, um Jugendlichen in schwierigen Situationen zu helfen, ohne sie weiteren Traumata auszusetzen.

Kontraproduktive Aspekte

Warum solche Programme oft das Gegenteil erreichen

Obwohl diese „Troubled-Teen-Industry“ darauf abzielt, problematische Verhaltensweisen zu korrigieren, erreichen sie oft das Gegenteil. Die Methoden, die sie anwenden – wie extreme Disziplin, Isolation und psychische Misshandlungen – erzeugen mehr Probleme als sie lösen. Anstatt „problematische Jugendliche“ zu helfen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden, verstärken diese Programme das Trauma und führen zu zusätzlichen psychischen Belastungen. Die fehlende professionelle therapeutische Unterstützung und die fehlende individuelle Betreuung führen dazu, dass die tieferen Ursachen der Verhaltensprobleme unbehandelt bleiben.

Die ständige Kontrolle und Bestrafung in diesen Einrichtungen für problematische Jugendliche erzeugen eine Atmosphäre der Angst und des Misstrauens. Jugendliche, die ohnehin schon mit Selbstwertproblemen und emotionaler Instabilität kämpfen, erfahren durch die drastisch und oft brutalen Methoden noch mehr Unsicherheit und Isolation. Diese Bedingungen hindern sie daran, gesunde Bewältigungsstrategien zu entwickeln und ein Gefühl von Selbstvertrauen und Eigenverantwortung zu erlangen.

Expertenmeinungen und Erfahrungsberichte

Experten in der Jugendpsychologie und -therapie sind sich also einig: Solche Programme für problematische Jugendliche richten mehr Schaden an als sie helfen. Viele betonen, dass ein traumafokussierter und unterstützender Ansatz viel effektiver ist als Strafmaßnahmen. Dr. Lisa Jones, eine bekannte Kinder- und Jugendpsychologin, sagt: „Jugendliche brauchen eine Umgebung, die Sicherheit und Unterstützung bietet, um wirklich etwas zu verändern. Extreme Disziplin und Isolation führen nur zu weiteren psychischen Problemen.“

Erfahrungen von ehemaligen Teilnehmern bestätigen diese Ansichten. Viele berichten, dass sie nach ihrer Zeit in den Camps noch traumatisierter waren als vorher. Ein ehemaliger Schüler beschreibt seine Zeit dort als „die Hölle auf Erden“ und sagt, dass die ständige Angst und die Misshandlungen ihn langfristig geschädigt haben. Diese Berichte zeigen, wie wichtig es ist, alternative Wege zur Unterstützung für „problematische Jugendliche“ in schwierigen Situationen zu finden.

Absurde Regeln

Ein weiterer Aspekt, der die kontraproduktive Natur dieser Programme verdeutlicht, sind die absurden und oft grausamen Regeln, denen die Jugendlichen unterworfen sind. Diese Regeln variieren von Einrichtung zu Einrichtung, aber einige der gängigsten beinhalten:

  • Isolation: Jugendliche dürfen oft wochenlang nicht mit ihren Eltern oder anderen vertrauten Personen kommunizieren. Diese Isolation führt zu einem tiefen Gefühl der Einsamkeit und Verzweiflung.
  • Strikte Zeitpläne: Jeder Aspekt des Tages ist minutiös geplant, von den Mahlzeiten bis zu den Schlafenszeiten. Jede Abweichung wird streng bestraft.
  • Verbot von persönlichem Ausdruck: Jugendliche dürfen keine persönlichen Gegenstände, einschließlich Fotos von Familie und Freunden, bei sich haben. Dies fördert ein Gefühl der Entfremdung und Identitätsverlust.
  • Erniedrigende Bestrafungen: Für geringste Vergehen werden demütigende Bestrafungen verhängt, wie das Reinigen von Toiletten mit bloßen Händen oder stundenlanges Stehen in unbequemen Positionen.
  • Einschränkung körperlicher Bewegungen: Jugendliche dürfen sich nur in bestimmten Bereichen bewegen und müssen oft in starrer Haltung sitzen oder stehen.
  • Redeverbot: In einigen Einrichtungen ist es den Jugendlichen verboten, miteinander zu sprechen. Das verstärkt das Gefühl der Isolation und unterbindet jeglichen sozialen Austausch.
  • Nahrungsentzug: Als Strafe erhalten die Jugendlichen oft nur wenig (nährwertes) zu essen, was zu körperlicher Schwäche und weiterem Stress führt.

Diese absurden Regeln und Strafen tragen ohne Zweifel dazu bei, dass die Jugendlichen ein tiefes Misstrauen gegenüber Autoritäten entwickeln und sich emotional immer weiter zurückziehen. Anstatt zu lernen, wie sie ihre Probleme bewältigen und gesunde Beziehungen aufbauen können, werden sie in einem Umfeld der Angst und Unterdrückung gehalten, das ihr Selbstwertgefühl und ihre psychische Gesundheit nachhaltig schädigt.

Es ist wichtig, dass die Gesellschaft diese Problematik erkennt und sich für effektivere, unterstützende und traumafokussierte Ansätze einsetzt.

Seminare

Ein weiteres Element, das in den programmen für problematische Jugendliche oft vorkommt, sind die sogenannten Seminare. Diese sollen angeblich zur persönlichen Weiterentwicklung und Verhaltensänderung der Jugendlichen beitragen. In Wirklichkeit sind sie jedoch oft eine weitere Methode der Kontrolle und Manipulation.

Inhalte und Methoden der Seminare

Die Seminare beinhalten intensive und oft demütigende Gruppensitzungen, in denen Jugendliche gezwungen werden, ihre „Fehler“ vor der Gruppe zu gestehen. Diese Geständnisse werden häufig durch Druck und Zwang erzwungen, was zu tiefem emotionalem Stress führt. Die Teilnehmer müssen oft stundenlange, monotone Übungen durchlaufen, die darauf abzielen, ihren Willen zu brechen und ihre Persönlichkeit zu „formen“.

Ein typisches Seminar könnte beinhalten:

  • Geständnissitzungen: Jugendliche müssen ihre vermeintlichen Fehler und Vergehen vor der Gruppe gestehen, oft unter Druck und Zwang.
  • Kritikrunden: Teilnehmer werden von ihren Peers und Betreuern sehr scharf kritisiert, was ihr Selbstwertgefühl weiter untergräbt.
  • Gruppenzwang: Jugendliche werden ermutigt, sich gegenseitig zu überwachen und zu disziplinieren, was Misstrauen und Angst innerhalb der Gruppe schürt.
  • Erniedrigende Übungen: Dazu gehören Aufgaben wie stundenlanges Sitzen oder stehen in einer starren Position oder das Tragen von Schildern mit dem eigenen „Vergehen“.

Psychologische Auswirkungen der Seminare

Die Seminare verstärken oft das Gefühl der Hilflosigkeit und des Selbstzweifels bei den Jugendlichen. Die ständige öffentliche Bloßstellung und Kritik können zu tiefen seelischen Wunden führen. Viele Teilnehmer haben berichtet, dass sie nach diesen Sitzungen das Gefühl gehabt hatten, nichts mehr wert zu sein und keine Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben.

Die Methoden, die in diesen Seminaren verwendet werden, können zu langfristigen psychischen Problemen führen. Viele ehemalige Teilnehmer leiden bis heute unter anhaltenden Gefühlen der Scham und Schuld, die ihre Fähigkeit, gesunde Beziehungen zu führen und ein positives Selbstbild zu entwickeln, stark beeinträchtigen.

Expertenmeinungen zu den Seminaren

Fachleute kritisieren diese Seminare scharf. Dr. Emily Roberts, eine Expertin für Jugendpsychologie, sagt: „Diese Seminare sind nichts anderes als psychische Folter. Anstatt Jugendlichen zu helfen, ihre Probleme zu bewältigen, werden sie durch Demütigung und Zwang noch weiter traumatisiert.“ Sie betont, dass echte therapeutische Unterstützung auf Empathie, Verständnis und individueller Betreuung basieren sollte, nicht auf Zwang und Kontrolle.

Zusammengefasst sind die Seminare in „Troubled Teen Schools & Camps“ ein weiterer Beweis für die kontraproduktiven und schädlichen Methoden, die in diesen Einrichtungen verwendet werden. Es ist entscheidend, dass diese Praktiken aufgedeckt und durch humane und effektive Therapieansätze ersetzt werden.

Interview mit einem Survivor

Vor kurzem erinnerte ich mich an einen alten Freund aus Shanghai, der mir schon vor Jahren erzählt hatte, dass er in solch ein Camp für problematische Jugendliche geschickt wurde. Um seine Erfahrungen besser zu verstehen und in diesen Blogpost einzubinden, habe ich ihm ein paar Fragen gestellt. Hier ist sein offener und ehrlicher Bericht über seine Zeit im Aspiro Wilderness Camp:

How old were you when you went to the Aspiro camp? (Wie alt warst du, als du ins Aspiro Camp gegangen bist?)

  • 15 years old

(15 Jahre alt)

Why did your parents send you there? (Warum haben deine Eltern dich dorthin geschickt?)

  • My school had a conversation with my then therapist who recommended this camp. The school then told my parents that if they wanted me to be able to go back to school the next year, they had to send me to this camp during the summer holidays.

(Meine Schule hatte ein Gespräch mit meinem damaligen Therapeuten, der dieses Camp empfahl. Die Schule sagte dann meinen Eltern, dass ich nur dann im nächsten Jahr wieder zur Schule gehen könne, wenn sie mich während der Sommerferien in dieses Camp schicken würden.)

Did you go there willingly? (Bist du freiwillig dorthin gegangen?)

  • No, I did not.

(Nein, bin ich nicht.)

If not, was your transport traumatizing? How would you describe it? (Wenn nicht, war dein Transport traumatisierend? Wie würdest du es beschreiben?)

  • My parents lied, saying I was going to a fun camp in the US for summer. When we arrived in Salt Lake City, Utah, two large men came the next morning and “collected” me. They put me in a van and drove me to their resupply center, took all my bags and belongings, and locked them away. They made me take off all my clothes to make sure I wasn’t hiding anything, then gave me one set of outdoor clothes and a camping backpack. After that, I was driven to the camp and dropped off.

(Meine Eltern haben gelogen und gesagt, ich würde in ein tolles Sommerlager in den USA gehen. Als wir in Salt Lake City, Utah, ankamen, kamen am nächsten Morgen zwei große Männer und „holten“ mich ab. Sie steckten mich in einen Van und fuhren mich zu ihrem Versorgungslager, nahmen mir alle Taschen und Habseligkeiten ab und schlossen sie weg. Sie ließen mich alle meine Kleider ausziehen, um sicherzustellen, dass ich nichts versteckte, und gaben mir dann ein Set Outdoor-Kleidung und einen Campingrucksack. Danach wurde ich ins Camp gefahren und abgesetzt.)

How far were you transported? Do you know how much Aspiro cost? (Wie weit wurdest du transportiert? Weißt du, wie viel Aspiro gekostet hat?)

  • They transported us for a couple of hours to a remote mountain somewhere in Utah. The camp cost $30,000 at the time.

(Sie transportierten uns ein paar Stunden zu einem abgelegenen Berg irgendwo in Utah. Das Camp kostete damals 30.000 USD.)

Do you know what kind of allegations these camps have faced? (Weißt du, welche Anschuldigungen gegen diese Camps erhoben wurden?)

  • I’m not too sure, but I’d imagine physical abuse, invasion of privacy, mental trauma, sexual abuse (for the girls), humiliation, etc.

(Ich bin mir nicht sicher, aber ich würde mir vorstellen, dass es körperlichen Missbrauch, Verletzung der Privatsphäre, psychische Traumata, sexuellen Missbrauch (bei den Mädchen), Demütigung usw. gegeben hat.)

How long were you there? (Wie lange warst du dort?)

  • 9 weeks.

(9 Wochen.)

Did you leave early? (Bist du früher gegangen?)

  • The therapist was insistent on me staying longer and wanted my parents to send me to a therapeutic boarding school after the camp. Luckily, my mom refused to allow it to continue any further and withdrew consent. My dad wanted to leave me in there. The standard time is 6-8 weeks, but they don’t release you until they deem you to be “fixed,” so there was a kid there who was on, I think, 100+ weeks already (2 years).

(Der Therapeut bestand darauf, dass ich länger bleibe, und wollte, dass meine Eltern mich nach dem Camp auf ein therapeutisches Internat schicken. Zum Glück weigerte sich meine Mutter, dies weiter zuzulassen, und zog die Zustimmung zurück. Mein Vater wollte mich dort lassen. Die Standardzeit beträgt 6-8 Wochen, aber sie lassen dich nicht gehen, bis sie dich als „geheilt“ betrachten, also war da ein Kind, das, glaube ich, schon über 100 Wochen dort war (2 Jahre).)

What kind of rules did you have to follow while there? (Welche Regeln musstest du dort befolgen?)

  • A ton of rules, some very extreme because you have all kinds of kids there including suicidal ones, so everyone has to follow the same rules:

(Eine Menge Regeln, einige sehr extrem, weil es dort alle möglichen Kinder gibt, einschließlich suizidgefährdeter, also muss jeder die gleichen Regeln befolgen:)

Rules & Restrictions: (Regeln und Einschränkungen:)

  • 1 shower per week (cold water only, 5 mins max) (Eine Dusche pro Woche (nur kaltes Wasser, maximal 5 Minuten))
  • 1 set of clothes per week (including socks and underwear) (Ein Satz Kleidung pro Woche (einschließlich Socken und Unterwäsche))
  • 5 minutes to pack up camp every morning (5 Minuten, um jeden Morgen das Camp abzubauen)
  • No exchanging contact information (Kein Austausch von Kontaktdaten)
  • Read 1 therapy book per week and write about it (therapy exercises) (Ein Therapeutenbuch pro Woche lesen und darüber schreiben (Therapieübungen))
  • 2 squares of toilet paper per use (which was crazy) 😂 (Zwei Quadrate Toilettenpapier pro Benutzung (was verrückt war) 😂)
  • Always stay within sight of the guards (Immer in Sichtweite der Wachleute bleiben)
  • The guards stand 3 meters away and watch you when you use the bathroom to prevent self-harm (Die Wachen stehen 3 Meter entfernt und beobachten dich, wenn du die Toilette benutzt, um Selbstverletzungen zu verhindern)
  • No food exchange (because it resembles drug dealing) (Kein Austausch von Lebensmitteln (weil es dem Drogenhandel ähnelt))
  • Bleach in all our drinking water to disinfect dirty river water (Bleichmittel in unserem Trinkwasser, um schmutziges Flusswasser zu desinfizieren)
  • Misbehavior adds an extra week to your stay (Fehlverhalten verlängert deinen Aufenthalt um eine Woche)
  • Minor infractions put you on “Satellite,” meaning you have to do everything on your own away from the group and nobody can communicate with you. (Kleine-Verstöße bringen dich auf „Satellite“, was bedeutet, dass du alles alleine machen musst, weg von der Gruppe, und niemand darf mit dir kommunizieren.)
  • Hike mountains every day while carrying a 25kg backpack 😂 (Jeden Tag Berge erklimmen, während man einen 25-kg-Rucksack trägt 😂)
  • No toilets, so we had to relieve ourselves in the wild and carry our waste in a tube until we could dispose of it at the resupply station. (Keine Toiletten, also mussten wir uns in der Wildnis erleichtern und unseren Abfall in einem Rohr tragen, bis wir ihn an der Versorgungsstation entsorgen konnten.)

Did they ever suggest going to a therapeutic school? (Haben sie jemals vorgeschlagen, auf eine therapeutische Schule zu gehen?)

  • Yes, they insist on sending everyone to a therapeutic boarding school directly after exiting the camp. (Ja, sie bestehen darauf, dass jeder direkt nach dem Camp auf ein therapeutisches Internat geschickt wird.)

How would you describe a typical day there? (Wie würdest du einen typischen Tag dort beschreiben?)

Typical day: (Typischer Tag:)

  1. 6am wake up (6 Uhr morgens aufstehen)
  2. 5min to pack up camp and get ready to move (5 Minuten, um das Camp abzubauen und sich auf den Aufbruch vorzubereiten)
  3. Brush teeth (Zähne putzen)
  4. Cook and eat breakfast (Frühstück kochen und essen)
  5. Hike until water source (Wandern bis zur Wasserquelle)
  6. Fill water bladders and bottles (Wasserblasen und Flaschen füllen)
  7. Hike some more (Weiter wandern)
  8. Cook and eat lunch (Mittagessen kochen und essen)
  9. Quiet time (read therapy book and do therapy exercises, if not complete by end of week your therapist will not meet with you and that will add 1 week to your stay.) (Ruhezeit (Therapiebuch lesen und Therapieübungen machen, wenn es nicht bis Ende der Woche fertig ist, wird dein Therapeut sich nicht mit dir treffen und das wird deinen Aufenthalt um 1 Woche verlängern))
  10. Hike some more (Weiter wandern)
  11. Find place to set up camp for the night (Einen Platz finden, um das Camp für die Nacht aufzubauen)
  12. Build camp site using ropes and plastic tarps (Campingplatz mit Seilen und Plastikplanen aufbauen)
  13. Cook and eat dinner (Abendessen kochen und essen)
  14. Brush teeth (Zähne putzen)
  15. Get in “bed” and do some more reading (Ins „Bett“ gehen und weiter lesen)
  16. Sleep around 10-11pm (Schlafen um ca. 22-23 Uhr)

Were you allowed to have fun or make friends?
(Durftest du Spaß haben oder Freunde finden?)

  • Yes, at times we did have fun and we were allowed to make friends in my group. There were a lot of other groups that were not even allowed to speak. They determine the rules for each group based on the personalities of the group members. My group was “Boys 1,” which was a group for dominant personalities.


(Ja, manchmal hatten wir Spaß und durften in meiner Gruppe Freunde finden. Es gab viele andere Gruppen, die nicht einmal sprechen durften. Sie bestimmen die Regeln für jede Gruppe basierend auf den Persönlichkeiten der Gruppenmitglieder. Meine Gruppe war „Boys 1“, eine Gruppe für dominante Persönlichkeiten.)

Did you suffer any abuse or experience anything you would consider unethical or inappropriate while there?
(Hast du Missbrauch erlitten oder etwas erlebt, das du als unethisch oder unangemessen betrachten würdest?)

  • I wouldn’t say I myself suffered any abuse; it depends on what one would classify as abuse. There was a lot of invasion of privacy, very poor conditions, and a hard way of life. I think they definitely violated our rights, but there would only be violence if you start a fight or try to run away.


(Ich würde nicht sagen, dass ich selbst Missbrauch erlitten habe; es hängt davon ab, was man als Missbrauch betrachtet. Es gab viele Eingriffe in die Privatsphäre, sehr schlechte Bedingungen und ein hartes Leben. Ich denke, sie haben definitiv unsere Rechte verletzt, aber es würde nur Gewalt geben, wenn du einen Kampf beginnst oder versuchst wegzulaufen.)

Did you witness any abuse?
(Hast du Missbrauch miterlebt?)

  • I witnessed many people get tackled to the ground and restrained for trying to run, but that’s about it as far as physical abuse. In the factor of humiliation, there was a lot more.


(Ich habe viele Leute gesehen, die zu Boden gebracht und zurückgehalten wurden, weil sie versucht haben wegzulaufen, aber das war es auch schon, was körperlichen Missbrauch betrifft. In Bezug auf Demütigung gab es viel mehr.)

What is your most memorable experience there?
(Was ist deine denkwürdigste Erfahrung dort?)

  • The views we saw and the places we went to, some of the most beautiful landscapes I’ve ever seen.


(Die Aussichten, die wir gesehen haben, und die Orte, zu denen wir gegangen sind, einige der schönsten Landschaften, die ich je gesehen habe.)

How has your relationship with your parents been since you got back? Has anything changed?
(Wie war deine Beziehung zu deinen Eltern, seit du zurück bist? Hat sich etwas verändert?)

  • At the camp among the boys, we had a saying “fake it till you make it.” We had to make the therapist believe that we were fixed in order to leave, and one of the largest determining factors was something called “parent seminar,” which would happen every 6-8 weeks, where we get to meet our parents and prove we are ready to go home. If you failed, you stay for 6-8 more weeks until the next parent seminar. I did everything I could to convince them to let me out, and still, the therapist insisted I stayed. It was only thanks to my mom that I got out. I tried being a “better kid” when I got out, but I caved to social pressure, and also my dad is very hard to get along with. We each made promises before I was released in order to keep the peace at home. He broke his first.


(Im Camp unter den Jungs hatten wir ein Sprichwort: „Fake it till you make it.“ Wir mussten den Therapeuten glauben machen, dass wir „geheilt“ waren, um gehen zu dürfen, und einer der größten bestimmenden Faktoren war etwas namens „Elternseminar“, das alle 6-8 Wochen stattfand, wo wir unsere Eltern treffen und beweisen mussten, dass wir bereit sind, nach Hause zu gehen. Wenn du scheiterst, bleibst du weitere 6-8 Wochen bis zum nächsten Elternseminar.

Ich tat alles, um sie davon zu überzeugen, mich rauszulassen, und trotzdem bestand der Therapeut darauf, dass ich blieb. Es war nur dank meiner Mutter, dass ich rausgekommen bin. Ich versuchte, ein „besseres Kind“ zu sein, als ich rauskam, aber ich gab dem sozialen Druck nach, und auch mein Vater ist sehr schwer auszukommen. Wir machten uns gegenseitig Versprechen, bevor ich entlassen wurde, um den Frieden zu Hause zu wahren. Er brach sein Versprechen zuerst.)

Can you say you actually gained any benefit from being there?
(Kannst du sagen, dass du tatsächlich einen Nutzen daraus gezogen hast, dort zu sein?)

  • I think all experiences in life benefit you in one way or another. I had a lot of challenging moments there, but I think it made me stronger, and I made some friends.


(Ich denke, alle Erfahrungen im Leben bringen dich auf die eine oder andere Weise voran. Ich hatte dort viele herausfordernde Momente, aber ich denke, es hat mich stärker gemacht und ich habe einige Freunde gefunden.)

How do you think your experience at the camp has impacted your life in the long term?
(Wie denkst du, hat deine Erfahrung im Camp dein Leben langfristig beeinflusst?)

  • I don’t think it had any long-term effects on me. In the short term, though, it affected my schooling because they didn’t release me until after the school year had begun, so when I reentered school, I was even more behind academically, which led to me just giving up on school. Also, I came back with a lack of trust in my parents because they made this huge lie to trick me into going there. I also had a lot of resentment against them for this, so my behavior got a lot worse on my return.


(Ich denke nicht, dass es langfristige Auswirkungen auf mich hatte. Kurzfristig hat es jedoch meine Schulbildung beeinträchtigt, weil sie mich erst nach Beginn des Schuljahres entlassen haben, sodass ich, als ich wieder in die Schule kam, noch weiter zurück war, was dazu führte, dass ich die Schule einfach aufgab. Außerdem kam ich mit einem Mangel an Vertrauen in meine Eltern zurück, weil sie diese große Lüge gemacht haben, um mich dorthin zu bringen. Ich hatte auch viel Groll gegen sie wegen dieser Sache, sodass sich mein Verhalten bei meiner Rückkehr stark verschlechterte.)

Anything else you might add?
(Möchtest du noch etwas hinzufügen?)

  • My entry into the camp was actually quite smooth compared to other kids. Most kids were kidnapped during the night by a group of guys to bring them to the camp. They couldn’t do that to me because I lived in China. Actually, I’m still in contact with one of my friends from the camp who had a way worse experience if you want me to put you in contact. He was kidnapped from his house at night. Also, when he was at the camp, he was in a lot of pain in his stomach because he had appendicitis, but none of the guards believed him, so he actually almost died, and they had to bring him to the hospital via helicopter.

(Mein Eintritt ins Camp war tatsächlich recht reibungslos im Vergleich zu anderen Kindern. Die meisten Kinder wurden nachts von einer Gruppe von Männern entführt, um sie ins Camp zu bringen. Das konnten sie bei mir nicht tun, weil ich in China lebte. Eigentlich habe ich immer noch Kontakt zu einem meiner Freunde aus dem Camp, der eine viel schlimmere Erfahrung gemacht hat, wenn du möchtest, kann ich dich mit ihm in Kontakt bringen. Er wurde nachts aus seinem Haus entführt. Auch als er im Camp war, hatte er starke Bauchschmerzen wegen einer Blinddarmentzündung, aber keiner der Wächter glaubte ihm, sodass er fast gestorben wäre und sie ihn mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus bringen mussten.)

Ehrlich gesagt, ist es einfach ein Lager, um reiche Kinder zu quälen und die Eltern abzuzocken. Wie 30.000 USD für einen durchschnittlichen Aufenthalt von 8-9 Wochen. Verrückt, und sie lassen dich im Dreck schlafen und geben dir nur zwei Stücke Toilettenpapier pro Klogang. Wofür geben die das Geld aus?

Oh, und sie sagen dir auch nicht genau, wo das Lager ist, falls Leute zurückkommen und sich rächen wollen, also weiß ich nur, dass es in der Nähe von Mount Pleasant, Utah war.

Außerdem, wenn deine Gruppe eine schlechte Woche hatte, schicken sie dich auf einen wirklich heißen, super steilen Berg und lassen dich ihn die ganze nächste Woche jeden Tag erklimmen.

Die Website ist eine Lüge für die Eltern. Es ist überhaupt nicht so, wie sie es darstellen. Selbst meine Eltern waren super schockiert, als sie die Wahrheit herausfanden.

Leider dürfen die Eltern dich nicht vor Ablauf der Zeit zurückholen, weil sie beim Einchecken ins Lager das Sorgerecht übertragen, sodass das Lager dein gesetzlicher Vormund wird.

Aber ehrlich gesagt war das Lager für die Mädchen VIEL schlimmer. Sie durften sich nicht berühren, mussten lange Ärmel und Hosen bei super heißem Wetter tragen, und einige Mädchengruppen durften nicht einmal sprechen. Rasieren war auch nicht erlaubt.

Fazit

Die Methoden und Praktiken dieser Camps und Schulen für „problematische Jugendliche“ sind nicht nur ineffektiv, sondern oft auch schädlich für die Jugendlichen, die dort landen. Anstatt den jungen Menschen zu helfen, ihre Probleme zu bewältigen, verschärfen sie oft bestehende Traumata und fügen neue hinzu. Die strengen und oft grausamen Regeln dieser Einrichtungen fördern nicht die Heilung, sondern das Misstrauen und die Isolation. Es ist dringend notwendig, dass wir diese Missstände erkennen und uns für unterstützende und traumafokussierte Ansätze einsetzen.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht alle Therapieeinrichtungen so problematisch sind. Es gibt sicherlich auch gute Programme, die Jugendlichen wirklich helfen. Daher ist es entscheidend, sich vorher intensiv mit den Einrichtungen auseinanderzusetzen und sicherzustellen, dass man die richtige Wahl trifft.

Bleib dran für den zweiten Teil, in dem wir ein Interview mit einem ehemaligen Teilnehmer bringen, der noch viel schlimmere Erfahrungen in diesen Camps gemacht hat.

Deine Alice

BONUS: Auch Prominente wie Paris Hilton und andere bekannte Persönlichkeiten haben ihre Erfahrungen mit Einrichtungen für problematsiche Jugendliche öffentlich gemacht und kämpfen bis heute für Gerechtigkeit.

Ähnliche Beiträge